Sonnenuntergang überm Weltkulturerbe

Mittwoch, 23. Juli 2025

Sehr kleines Frühstück, weil nur noch wenig übrig ist. Große Packaktion, weil schon so viel wie möglich in die Koffer passen soll. Noch ein klitzekleiner Abstecher nach Bear River, weil eine einzelne Mutter von dem Weiler auf Stelzen sehr begeistert ist. (Und an einem Mittwochmorgen ist dann ausnahmsweise nicht nur im Alkoholladen was los.)

Danach geht es zum ersten Zwischenstopp, dem Kejimkujik Nationalpark, der auf halber Strecke auf dem Weg zur Südküste liegt. Bei der Einfahrt weht uns eine ausgesprochen enthusiatische Kanadierin fast um. Normalerweise sind die Menschen hier superfreundlich, aber deutlich weniger überschwänglich als die Australier. Diese Dame hingegen – wow. „Ihr kommt aus Deutschland? Das ist ja GROSSARTIG! Habt noch einen WUNDERSCHÖNEN TAG“ usw.

Der Park gehört zum Gebiet der Mi’kmaw, die auch in Bear River präsent sind. Alle Infotafeln sind dreisprachig, Englisch, französisch und die Sprache der Mi’kmaw. Im Park selbst gibt es auch viele Aktivitäten mit der First Nation, Nachtwanderungen, Kanubau etc. Wir haben leider nur Zeit für einen Imbiss (war klar, diese Familie startet wieder mit der Einkehr), bleiben dann aber doch länger, als geplant, weil es im Nationalpark einfach so wunderschön ist. Erst gehen wir eine Weile am See entlang zu einer Gedenkstätte. Dabei treffen wir zwar keine der geschützten Schildkröten (auch das war klar …), aber immerhin kommen uns ein Specht und eine kleine Kröte sehr nahe.Die Kanadier rücken übrigens am warmen See und an den warmen Mill Falls mit der Badehose und den Badetieren an – auf den Wanderwegen bleiben wir vier dann eher unter uns.

Auf dem Weg zur Küste noch ein Stopp bei „Moms Corner Stop“, ein kleines Häuschen in einem kleinen Weiler. Eine knuffige ältere Dame mit Deutschkenntnissen dank der norddeutschen Mutter verkauft Kaffee und selbstgebackenen Zimtrollen, handelt aber vor allem mit den Eiern ihrer Hühner. Da wir weiter kaum Bargeld haben, nimmt sie einfach, was wir haben, und gibt uns dennoch Kaffee, Cola, Wasser und vor allem eine frischgebackene Zimtschnecke.

Die Landschaft erinnert uns immer mehr an Finnland: Viele Seen, dazu die bunten Holzhäuschen. Im Örtchen Mahone Bay sticht die Sonne, aber wir drehen eine kleine Runde. Dann steuern wir Lunenburg und das Homeport Motel, unsere Unterkunft für die Nacht an.

Als wir gegen 19 Uhr in Lunenburg parken, um zu bummeln, sind alle vier schockverliebt. Das 2400-Einwohner-Hafenstädtchen hat Weltkulturerbestatus. Ein wunderhübsches Holzhaus reiht sich an das andere. Eine echte kleine Stadt! Im Hafen natürlich Fischerboote und Ausflugsschiffe, im Ort natürlich viele Restaurants. Was uns wieder auffällt: Nie Hinweise, dass man nichts im Auto liegen lassen soll. Keine sichtbare Polizei. Und so weiter. Natürlich halten alle Autofahrer an, auch wenn sie nur den Verdacht haben, dass man die Straßenseiten wechseln will. Seit wir Montreal verlassen haben ist alles so unglaublich friedlich und entspannt, kein Wunder, dass die Kanadier so freundlich sind. Oder ist es umgekehrt? Egal wie, wir werden es vermissen.

Komplett pommesfreies Abendessen im Salt Shaker Deli, mit Thaiküche (Kilian), Nudeln und Scallops (Nicole), Knoblauchbrot (Louisa) und einem großen Salat (Gerald). Danach noch ab in den Laden mit den selbstgebackenen Eiswaffeln – Eis ist hier ganz wichtig, noch ein Bummel in den Hafen, in dem gerade das Segelschiff Blue Nose II angekommen ist. So schön hier.