17 Stunden, 1300 Kilometer

Samstag, 18. Mai 2024

Um 5 Uhr geht der Wecker, um 5.45 Uhr fahren wir los. Mit viel Respekt vor der Strecke, die vor uns liegt. Schließlich wollen wir heute Abend in unserer Ferienwohnung in Cornwall ankommen. Vorher müssen wir einmal quer durch Frankreich, dann unter dem Ärmelkanal durch und danach noch einmal von einem Ende Englands zum anderen.

Dank der Unwetter in der Nacht zuvor sind wir erst hinsichtlich der Strecke unsicher, da uns Google maps nachhaltig vor Fahrten durch das Saarland warnt. Aber auf der Autobahn bekommt man nichts von den Überschwemmungen mit. Die Rückbank fällt schnell in Tiefschlaf und so brummen wir über Metz und Reims gen Calais. Eine kleine Frühstückspause aus den prall gepackten Picknickboxen gibt es erst um 9 Uhr. Nachdem Nicole am Steuer sitzt und den Jetpack erstmal ignoriert sinkt der Pegelstand im Tank auf einmal ganz schnell. Ups. Weiter geht es durch Sonne, Regen, Nebel …. Und um 12.20 Uhr stehen wir schon vor den Schranken am Eurotunnel. Mit laut Anzeige noch knapp 50 Kilometern im Tank und auf diesem gut bewachten Flecken Europa keine Tankstelle weit und breit.

Unsere planmäßige Abfahrt ist 14.48 Uhr, da alle Züge voll gebucht sind, bekommen wir auch nicht früher einen Platz. Aber die Zeit vergeht schnell. Erst gönnen wir uns für satte 22 Euro drei (!) Getränke beim überteuerten US Fachhändler für koffeinhaltige Heißgetränke (Starbucks) und essen weiter Mitgebrachtes. Die Tomaten Mozzarella Sticks sind schnell weg. An der Schlange direkt vor der Zufahrt verbringen wir die Zeit damit, Stacheldrahtzäune zu zählen und über die britische Flüchtlingspolitik zu diskutieren… Und schließlich bekommen irgendwann auch wir grünes Licht, fahren in Zug hinein und zuckeln gemütlich unter dem Meer durch.

Dank einer Stunde Zeitumstellung fahren wir ab 14.40 Uhr gen Westen, getankt haben wir bei der ersten Tankstelle nach dem Tunnel. Wir bewundern die überhohen Laster, die zahllosen Verkehrshütchen, die grünen Hügel … Alles bestens. 16.30 Uhr dann ein Stopp, als endlich eine Servicestation in Sicht kommt. Davon gibt es nicht auf jeder englischen Autobahn vielen und rund um London kaum welche. Es gibt wieder Rohkost, vegane Würstchen, Hummus, Brezeln … Und als wir in der riesengroßen Foodhalle auf Toilette gehen, gibt es gar kein Gejammer, dass dort nichts gekauft wird. Es hat doch Vorteile, wenn man inzwischen mit Teenagern unterwegs ist.

Der Weg zieht sich und zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist Nicole im Linksverkehr am Steuer. Gedacht war gemütliches Fahren auf der ganz linken Spur, nur geradeaus, keine Überholvorgaenge …und dann verpassen wir eine Abfahrt. Es geht also auf die A27, die eher eine Bundesstraße ist, alle zwei Meilen kommt ein Kreisel, natürlich zwischendurch Gegenverkehr. Nicole ist sehr dankbar, als der Crashkurs nach zwei Stunden unfallfrei überstanden ist. Und es sind noch immer drei Stunden, die vor uns liegen.

Mal nieselt es, mal strahlt die Sonne. Wir hatten schlicht verdrängt, dass die Straßen anders als in Deutschland auch hier keine fetten Autobahnen, sondern einfach nur Straßen sind. Irgendwann ist es neblig und düster… Und um 21.36 Ortszeit sind wir ziemlich erschöpft am Ziel. Aber die Ferienwohnung begeistert uns sofort! Auf dem Küchentisch erwartet uns schon ein Korb mit Leckereien aus Cornwall. Die Fahrer stoßen mit Bier und Cider aus der Region darauf an, dass 1300 Kilometer überstanden sind. Und wir fallen alle bald ins Bett.