Samstag, 25. Mai 2024
Nachtrag zu Freitag: Die Nachbarin hat sich noch einmal für die Geduld wegen der Bauarbeiten bedankt. Aber was will man denn quengeln, wenn da schlicht ein kaputter Kanal repariert werden muss? Unser Vermieter hat uns dafür sogar Geld zurück überwiesen, was uns natürlich freut. Jedenfalls kennt unsere Nachbarin die Pfalz – die Schwester ist nämlich in Zweibrücken verheiratet und sie war dort erst vor zwei Jahren im Rosengarten. Kleine Welt.
Und auch am Samstagmorgen sind die Jungs von der Baustelle wieder da. Wie schon vergangenes Jahr in Australien: Keine unangemessene Hetze, viel Contemplating, wir gönnen dem Baggerfahrer sein Plätzchen in der Sonne mit Teetasse in der Hand von Herzen. Nach etwas Zeit ist dann auch der Steinhaufen weggeräumt, der Bagger bleibt noch.
Wir haben einen Termin: Die Reiseleitung hatte online noch Familientickets zum halben Preis für eine Bootsfahrt von Malpas nach Falmouth und zurück gefunden. 11.25 Uhr geht unser Bötchen, wir sind schon geraume Zeit vorher da und bestellen uns im kleinen Café Kaffee. Da allerdings auch hier sehr bedacht gearbeitet wird … Sprintet Nicole irgendwann rein, um das Tablett selbst rauszutragen, damit wir auch noch vor der Abfahrt in den Genuss kommen. Denn hier gibt es echte schöne Ton-Tassen und nicht wie sonst irgendwelche To-go-Becher.
Unser Schiffchen heißt Enterprise, der Kapitän hat etwas Rangierprobleme. Moralisch unterstützt wird er von einem alten Seebären, der in der Rente jetzt noch etwas arbeiten möchte, die Tickets kontrolliert und insgesamt eine warme Atmosphäre verbreitet. Die man an diesem zugigen Samstag gut vertragen kann. Es geht an geparkten Segelschiffen vorbei, wir bewundern das satte Grüne der Bäume am Ufer, die wie abgeschnitten wirken, und entdecken versteckte Herrenhäuser. Dann halten wir kurz an, erst um die King Harry Fähre kreuzen zu lassen. Danach, um Fahrgäste zu den Trelissick Gardens aussteigen zu lassen. Direkt daneben befindet sich eine Muschelfarm. In einem Flussarm wurde von Disney 1950 die Schatzinsel gedreht und es wirkte wie in der Karibik. Und in einem Steinhäuschen am Ufer hat General Eisenhower im Zweiten Weltkrieg einen Vertrag unterschrieben.
So fahren wir 70 Minuten. Wobei irgendwann nur noch Nicole und Kilian dick eingepackt auf dem Deck sitzen, da es immer mehr zieht. Als der Fluss ins Meer übergeht, wird die See ziemlich stürmisch. Wie gut, dass man mit zunehmender Reife die Seekrankheit verliert, denkt sich die Reiseleitung und schaut sich unauffällig nach den Rettungswesten um. Noch mehr schicke Häuser. Hunderte an geparkten Yachten. Bei der Einfahrt nach Falmouth – einer der drei tiefsten Naturhäfen der Welt, ehemals Europas größtes Trockendock – passieren wir ein Militärschiff, das denen, die wir in Sydney gesehen haben, sehr ähnlich sieht. Als wir an einer etwas abenteuerlichen Brücke aussteigen, empfiehlt uns der Seebär noch das Streetfoodfestival in Falmouth.
Wir haben knapp zweieinhalb Stunden Zeit, die Innenstadt macht auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Das Foodfestival hingegen … Viele Menschen, das Essen überzeugt uns nicht, was interessieren würde, hat eine lange Warteschlange. Da wir ziemlich durch gepustet sind, wollen wir lieber in Ruhe irgendwo im Wärmeren sitzen. Also auf zum Vermieter-Tipp: Beste Fish’n’chips bei Harbour Lights kaufen und dann in den Pub The Front mit nehmen und dort verzehren. Ist erlaubt, sofern man dazu etwas trinkt. Es gibt Fisch, Scampi, Tintenfisch und zu viele Pommes, dazu diverse Kaltgetränke. Der Pub wirkt gut besucht und leicht abgerockt, die Toiletten sind hingegen makellos. Danach bummeln wir noch eine Runde, schauen in diverse Läden und stellen fest, dass nach einer Woche endlich regelmäßig englischer Niesel fällt.
Um 15.15 Uhr geht unser Schiff zurück. Der Seebär erkundigt sich nach dem Foodfestival und wir bekommen viel Lob von ihm und dem Kapitän, dass wir uns für die Harbour Lights und den Pub entschieden haben. Auf dem Rückweg ist die See ruhiger, der Seebär spendiert Englischen Tee und Wasser, und schon sind wir wieder zurück. Die Reiseleitung reserviert noch kurz in der immer sehr gut besuchten (und einzigen) Einkehr Herolds Inn für das Abendessen.
Bis wir loslaufen, prasselt der Regen. Zwischendurch wird er zum Niesel, dann prasselt er wieder. Das Herolds Inn selbst ist gemütlich eingerichtet. Die Außenplätze bleiben heute ausnahmsweise mal komplett frei. Kilian testet weiter Burger, Louisa liebt koreanisches Huhn, Gerald wählt asketisch einen Salat und Nicole taucht tief in eine Fischplatte ein – die komplett ohne Pommes auskommt, juhu! Im Niesel laufen wir zurück und der letzte Abend in Cornwall ist schon fast wieder vorbei.