Mit Dampf durch das Moor von Bodmin

Mittwoch, 22. Mai 2024

Es ist der dritte Tag in Folge, der früh beginnt, weil wieder die Handwerker vor der Tür stehen. Wieder rollen wir Punkt 10 Uhr von der Ferienwohnung los, diesmal ohne vorherigen Plausch – es nieselt. Wobei die Reiseleitung nicht undankbar, ist denn sonst wäre die kleine Reisegruppe nie so zeitig unterwegs gewesen. Aber nach drei Tagen ist jetzt mal gut – denn auch der Mittwoch ist prall gefüllt. Schließlich muss sich die Anreise von einer knappen Stunde in die Bodmin-Region, nordöstlich von uns, auch lohnen.

Zunächst steuern wir die Central Station von Bodmin an. Dort zuckelt regelmäßig eine Dampflok los, die einzige verbliebene Normalspurbahn in Cornwall wird von Ehrenamtlichen betrieben. Der Parkplatz ist knallvoll, digital vorbestellt haben wir nicht. Aber im Zug um 12 Uhr sind noch vier Plätze für uns frei. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Bummel in den nicht weiter erwähnenswerten Ort, dort gibt es immerhin die ersten heißen Pies (salzig gefüllte Teigtaschen, in unserem Fall Käse/Zwiebeln und Beef/Curry) des Urlaubs.

Wie immer sind die meist ziemlich betagten Ehrenamtlichen in herrlichen alten Uniformen und mit viel Engagement dabei, das macht schon vom Zuschauen Spaß. Es gibt Platzkarten, die Waggons sind voll belegt, unter den Tischen sind auffallend viele Hunde (und Louisa ist im Glück). Ein Vierbeiner ist ausdrücklich nicht freundlich, warnt Frauchen und zeigt auf ihren verbundenen Daumen. Der Begleithund ist ziemlich schreckhaft und hat gebissen. Nicole holt im Zug noch Kaffee, der so achtsam zubereitet wird, dass sie nebenbei Zeit hat, beim Auffüllen der Milchdöschen zu helfen. Warum ist die Taktung außerhalb von Deutschland eigentlich immer einen Tick entspannter?

Bodmin & Wenford Railway fährt in zwei Richtungen, wir haben uns für die …äh…. Längere Strecke entschieden. Nun. Gerade haben wir es uns bequem gemacht, kommt schon die Durchsage, dass der Zug am nächsten Bahnhof hält und wir in den 15 Minuten Aufenthalt zusehen können, wie die Dampflok umkoppelt. Das ging flott. Und um 12.45 Uhr sind wir schon wieder zurück. Schön war es trotzdem. Manche Fans sind hier regelmäßig unterwegs, wie der ältere Herr, der das Team in der Lok mit einem Kaffee überrascht hat.

Zeit für eine kleine Einkehr: Nur zehn Minuten Fahrt liegt das preisgekrönte Weingut Camel Valley entfernt. Ein preisgekröntes Weingut in England!! Das müssen wir uns ansehen, beziehungsweise: Verkosten. Auch hier bekommen wir an diesem Nieseltag ohne Vorankündigung einen Platz. Wir probieren sechs Glas a 65 Milliliter, für den Nachwuchs gibt es Saft und für alle etwas Knabberkram. Eine Stunde später landet ein Kistchen Wein im Auto und weiter geht’s.

Damit diesmal keine Beschwerden kommt, wird vor der kleinen Waldrunde nochmal gegessen. Diesmal amerikanisch in Inkies Smokehouse. Was als ein kleines Hobby von ein paar Jungs begann, ist inzwischen ein sehr gefragter Imbiss mit Blockhütte, rustikaler Cocktailbar, Außenbereich und vor allem hochkalorischem Essen. Wir teilen uns zwei Burger, etwas Schweinebauch („gesmokt“, zerfällt fast im Mund) und etwas „Mac and Cheese“ – danach können wir kaum noch blubb sagen. Aber wir wollen uns ja auch bewegen.

Praktischerweise hat Inkies seinen Standort genau auf dem Wanderparkplatz zu den Golitha Falls. Der kleine Fluss mändert mit Stromschnellen durch einen zauberhaften Wald, es wird ein ausgedehnter Spaziergang.

Ganz kurzfristig gibt es noch einen Abstecher in das Moor. Dort gibt es Steine – Menhire, die zu zweit stehen, eine Steinkreis wie in Stonehenge (nur in viel kleiner) … Auf dem Weg dorthin ändert sich die Landschaft, ein Moor mit Ginsterbüschen, frei laufende Schafe, die sich auf der Straße niederlassen. Es nieselt leicht. Aber das kann, zum Glück, die beiden Teenager nicht schrecken. Ganz im Gegenteil: Kilian könnte jetzt noch eine Weile wandern, genau sein Ding. Und dann sehen wir nicht nur Schafe und Kühe – sondern auch eine Herde Moorland Ponies, die auch noch ein paar fröhliche umhertollende Fohlen bei sich haben. Nach einer Stunde haben wir genug von Niesel und Wind – der Heimweg dauert ja fast eine Stunde.