Von Geheimtipps und Menschenmassen

Freitag, 31. Mai 2024

Gegen Mittag trudeln wir in London Innenstadt ein und wollen im Borough Streetmarket etwas Leckeres erbeuten. Denn es ist ja kein Feiertag und der Markt hat geöffnet. Nun ist das mit den Geheimtipps so eine Sache … Für uns hatte der Markt eher wegen Überfüllung geschlossen. Die Massen schoben sich durch die Gänge. Vor besonders beliebten Ständen wie den auf Instagram beworbenen Schokoerdbeeren (da würde ein Becher 10 Euro kosten…) oder einem Paella-Verkauf bilden sich lange Schlangen. Diese sind so lang, dass sogar Querungen der Schlangen auf dem Boden markiert sind … Und in irgendeinem Reiseführer, vermutlich eher für das asiatische Publikum, steht wohl auch, dass man unbedingt viele rohe Austern mitten in der Zugluft schlürfen muss. Insgesamt ein echtes Spektakel und wir sind ganz schnell wieder draußen, nachdem wir schnell ein paar Backwaren erstanden haben.

Wir fliehen in die gotische Southwark Kathedrale ums Eck, in der es schon deutlich ruhiger zugeht. Hauptattraktion ist eine liegende Statue von Shakespeare, der in der Gegend gewirkt hat. Offensichtlich bringt es Glück die Statue an Kopf und Knie zu berühren. Und im zur Kirche gehörigen Café gibt es auch eine kleine Einkehr, die ganz ruhig ist.

Ursprünglich hatten wir geplant, London von der ehemaligen Battersea-Power-Station (war mal auf einem Pink Floyd Cover) von oben zu sehen. Der Lift 109 führt an einem Schornstein nach oben. Aber bei näherem überlegen – knapp 80 Euro für sieben (!) Minuten schöne Aussicht? Stattdessen steuern wir den Garden at 120 an, da geht es kostenlos in den 15. Stock. Vorher muss man nur durch eine Schleuse wie am Flughafen, dann gelangt man zum Aufzug. Das Dach ist begrünt, die Sicht grandios. Erinnert uns an das Airbnb in Brisbane mit der großen Dachterrasse oder den Flughafen von Singapur, da sieht es ähnlich aus – allerdings liegen die Temperaturen heute bei zugigen 13 Grad. Wir bestaunen eine Dame, die ihre (arme) Katze im Rucksack mitgebracht hat und ihr jetzt Tanzbewegungen beibringen will. Zu der Truppe gehört auch ein sehr feminin in knallbunt gekleideter Herr, also viel zu sehen. Bilder gibt es natürlich keine.

Weiter geht es, mit einem Blick in den noblen Royal Exchange, der ja am Feiertag auch geschlossen war. Die U-Bahn bringt uns zum Outernet, das in der Nähe von Soho und British Museum liegt. Das Outernet ist eine digitale Attraktion, unter anderem mit zwei großen, frei zugänglichen Räumen mit meterhohen Flächen. Auf diesen werden atemberaubende Filme, die extra für dieses Format gestaltet wurden, abgespielt. Sehr faszinierend, aber der große Nachteil: Es zieht wie Hechtsuppe. Irgendwann sind wir komplett durchfroren und flüchten uns in einen Buchladen. Dieser Waterstones hat tatsächlich im Keller ein Café und wir verweilen ziemlich lang. Kilian hat sein Herz für Mangas entdeckt und sucht fehlende Teile der Serie, die er schon begonnen hat. Nicole könnte einziehen.

Dann verabschieden wir uns von London und zuckeln gen Richmond. Abendessen gibt es im schicken Schiffchen Peggy Jean auf der Themse, ein australisches Restaurant, das wir schon lange besuchen wollten. Die Rechnung wäre vergleichsweise bescheiden gewesen, aber der dreifache Nachtisch Affogato (Vanilleeis im Espresso) und das automatische Trinkgeld von 10 Prozent (hatten wir in den vergangenen Wochen öfter mal) knallen dann doch etwas rein. Witzig: die Kellnerin sieht eine kleine Pfütze unter dem Tisch, weil Kilians Wasserflasche im Rucksack ausgelaufen ist – und hat in Sekundenschnelle das Warnschild „Achtung, Wasser auf dem Boden“ aufgestellt und einen Wischmop hervorgezaubert.