Sonntag, 28. Juli 2024
Die Nacht ist nicht so heiß, wie befürchtet, da wir alle Fenster weit offen stehen lassen. Ungünstig bloß, dass eine andere Familie wohl die Rückfahrt auf den sehr frühen Sonntagmorgen gelegt hat und unter heiteren Rufen mindestens 10 klirrende Kisten Wein einladen muss. Entsprechend zäh gestaltet sich das Aufstehen. Dabei hat diesmal Gerald die Hummeln im Hintern: Ein Grund, weshalb wir überhaupt im Zentralmassiv sind, ist der Vulkan Puy de Dome, den wir besteigen wollen. Der Blick auf den Wetterbericht sagt aber: Das geht ausschließlich am Sonntag, danach wird es zu warm…
Gegen 11.40 Uhr kommen wir los, der Vulkan hat noch eine dicke Nebelmütze auf. Drei im Auto sind sehr skeptisch – und wenn es so bewölkt bleibt? Will da überhaupt irgendjemand hoch? Nun ja. Die Reiseleitung hatte (unvorsichtigerweise) den Weg der Maultiere ausgewählt, wir wollen in der Mitte am Col de Ceyssat einsteigen. „Familienfreundlich“ stand da auf der Website. „45 Minuten, einfacher Weg“. Selten so gelacht … Wir brauchen etwas 1 Stunde 15 Minuten und die sind richtig hart, denn der Weg geht ziemlich steil nach oben. Nach dem Infekt der vergangenen Woche muss es die Reiseleitung ganz langsam angehen, mit vielen Trink- und Studentenfutterstopps. Am Anfang sieht man noch viele Menschen bergauf-bergab rennen. Aber, tröstlich, früher oder später müssen alle nicht-Extrem-Sportler verschwitzt pausieren. Denn natürlich spitzt inzwischen die Sonne durch.
Die Mühen lohnen sich. Der 1465 Meter hohe Puy de Dome bietet eine sagenhafte Sicht auf die Kette der Puys, also eine ganze Reihe von Vulkanen. Die Sendeanlage für Ukw, Fernsehen, Radio, Mobilfunk ist seit einem Anschlag von 1978 nicht mehr frei zugänglich. Dafür gäbe es ein ausführliches kostenloses Museum zum Merkur-Tempel, dessen Reste man am Gipfel sieht. Aber unsere Hirnzellen sind dafür gerade nicht bereit. Also genießen wir die Aussicht, bewundern die Paraglider und lassen uns Zeit.
Noch Kaffee, Crepes und ein Diabolo (Sirupwasser) und wir machen uns auf den Rückweg. Zunächst an der Trasse der Zahnradbahn entlang, die man auch hätte nehmen können, wenn man sie hätte nehmen wollen. Doch dann ist der Weg auf einmal für Fußgänger gesperrt, es bleibt nur der steile Abstieg über den Weg der Ziegen. Was wäre grundsätzlich kein Problem, die Holzstufen sind bergab sehr komfortabel. Aber wir müssen ja zurück zu unserem Parkplatz.
Also findet Gerald irgendwann wieder einen Weg, der …nicht ganz so oft begangen wird. Die Familie kennt diese Sondertouren inzwischen und ist froh, dass die Sonne spät untergeht und man nicht stranden wird, wie schon einmal fast im Pfälzer Wald. Genug gespottet, der gesamte Weg ist wunderschön, viele Blumen am Wegesrand. Nur die Ziegen, die alles vollgeköttelt haben, sind nicht zu sehen.
Nach gut vier Stunden sind wir wieder am Auto, drei von vier mit einem leichten Rotstich. Wir fahren nach Hause, kleiner Stopp am Supermarkt, Siesta. Am Abend kehren wir in der Innenstand bei Vietnamesen ein. Es zeigt sich Mal wieder, dass Kilian und Nicole diese Geschmacksrichtung lieben, aber Gerald und Louisa besser zum Döner gegangen wären. Nach dem trubeligen Samstag ist die Altstadt heute ziemlich leer. Aber wir wollen alle sowieso nach Hause – was für ein schöner, anstrengender Wandertag.