Mittwoch, 31. Juli 2024
Die Nacht war wieder zu heiß und dank der geöffneten Fenster zu laut. Allein Kilian hat gut geschlafen, da er sich ins Kellergeschoss zurückgezogen hat. Gegen 12 Uhr machen wir uns auf zum Michelin-Museum, allerdings fahren wir. Denn ein 45-minütiger Spaziergang bei 35 Grad muss nun wirklich nicht sein. Lohnt sich der Besuch? Auf jeden Fall! O-Ton Kilian: DAS war ein richtiges Museum, in dem man auch was dazu gelernt hat!
Tatsächlich ist die Geschichte des Unternehmens Michelin sehr spannend. Die Ausstellung selbst auch noch französisch und Englisch, plus es gibt einen kostenlosen deutschen Audio-Guide, den man sich Herunterladen kann. Richtig gut. Allein, dass man die große Ausstellung nicht zwischendurch auf einen Kaffee verlassen darf, ist ein kleiner Minuspunkt.
Kurz gefasst: Dank der Heirat mit der Nichte des schottischen Erfinders des gummierten Regenmantels kam das Wissen um Kautschuk in eine französische Familie, die ihr Geld eigentlich mit Landmaschinen machte. Aber so gab es erst gummierte Bälle, dann gummierte Reifen. Und von Anfang an faszinierendes Marketing – eigens ins Leben gerufene Wettbewerbe, um die Überlegen der neuen Reifen zu zeigen. Ein Rennen, bei dem Nägel gestreut wurden, um zu beweisen, wie leicht die Reifen repariert werden können. Dann die Faszination für die Luftfahrt, wobei die Brüder Michelin nebenbei die erste geteerte Rollbahn bauten. Immer weitere Reifenentwicklung. Dann gab es die ersten Reiseführer – ziemlich gruselig zu Kriegsschauplätzen. Und schließlich Straßenkarten, weitere Reiseführer und nebenbei wurden auch noch die Straßenschilder aufgestellt, damit die Orientierung passt. Etcetc. Das knuffige Maskottchen „Bibendum“, das aus gestapelten Reifen besteht, bezaubert auch heute noch und ziert künftig zwei Tassen in unserem Schrank. In Deutschland ist Michelin übrigens gerade in Schieflage und baut von 2000 Stellen 1500 ab, unter anderem in Karlsruhe. Weil hier angeblich keine Reifen mehr rentabel produziert werden können.
Drei Stunden später gibt es einen Großeinkauf in der Patisserie mit feinen Backwaren und Kaffee/spätes Mittagessen Zuhause. Allein, die Ferienwohnung hat sich inzwischen aufgeheizt. Wir fühlen uns nicht wirklich wohl, Siesta im überhitzten Raum entspannt nicht, aber man kann sich ja auch nicht stundenlang unter eine kalte Dusche stellen. Gerald studiert Wetterkarten und ruft um 17.15 Uhr zum Aufbruch: Raus aufs Land!
Wir zuckeln 25 Minuten zum Lac d’Aydat, der mitten im Grünen liegt. Goldene Entscheidung. Es hat unter 30 Grad! Der Badestrand ist überfüllt, aber wir machen uns spontan auf die gut sechs Kilometer lange Seeumrundung. Eine leichte Brise weht uns um die Nase und es fühlt sich einfach nur gut an. Endlich wieder durchatmen. Gegen 20 Uhr kehren wir an der Bar des Campingplatzes auf drei gekühlte Sirup ein, gegen 21 Uhr sitzen wir in einer Pizzeria, die beste Kritiken hat. Bei 27 Grad und leichtem Wind. Traum. Der Koch hat frei, es gibt genau zwei Menu: Lasagne mit Salat oder eine gemischte Platte, dazu Pommes, Kaffee, Eis. Ein Herz erwärmender Gastwirt. Und nach dem wir am Nachmittag noch überlegt hatten, schnellstmöglich nach Speyer zu entkommen, wurde es damit doch noch ein wunderschöner Tag.