Ein (halber) Tag am Meer

Montag, 22. Juli 2024

Der Teenager als solcher ist eine träge Masse. Vor allem, wenn wir es selten vor Mitternacht ins Bett schaffen. Und so hat es heute bis 11.40 gedauert, bis wir vier das Haus gen Strand verlassen konnten. Der Nachwuchs wundert sich, es ist ja so heiß …. Atemübungen benötigt man nicht nur bei der Geburt, sondern auch später. In jedem Fall hat Gerald einen Fußweg zum kleinen, am Abend vorher so idyllisch menschenleeren Strand Canyelles Petites entdeckt. Die Treppen sind teilweise abenteuerlich. Danach geht es am türkisblauen Meer entlang, mal im Schatten, mal in der um diese Uhrzeit sehr prallen Sonne. Agaven, Kakteen, Bougainvillea blühen, gelegentlich säumen Pinien den Weg. Was an der Straße nur 1000 Meter wären, dauert am Meer eine Weile. Dann kommt der Strand in den Blick – also das, was man von ihm noch sehen kann. So viele Menschen! So unglaublich viele Menschen!

Aus der Ferne ein buntes Mosaik aus Handtüchern und Schirmen (wir haben unseren natürlich in Deutschland vergessen), aus der Nähe ein Wimmelbild. Aber wir finden noch einen Quadratmeter für unsere Decke und rennen direkt ins Wasser. Mit 25 Grad ausgesprochen angenehm. Feiner Sand, glasklares Wasser. Und nach einer Weile fällt uns auf: So schlimm ist das alles gar nicht, wenn man erstmal mittendrin ist. Eigentlich sogar ziemlich okay. Es sind alle Generationen und alle Figuren vertreten, es gibt Frauen oben ohne, es gibt Briten im Sonnenvollschutz. Teenager spielen kichernd Ball. Aber null Lärm, keine laute Musik, keine aggressiven Grüppchen, keine rotgebrannten Stiernacken – alles sehr gechillt.

Außer natürlich die Außentemperaturen, die sich diese Woche stabil bei 34 Grad einpendeln. Mangels Schirm machen wir uns vor 14 Uhr wieder auf dem Heimweg, diesmal aber den kürzeren, an der Straße. Dabei fällt wieder auf, dass dieser Teil von Roses wirklich hübsch ist. Zuhause gibt es eine wilde Mischung aus Würstel, Hummous, Nudeln, Pesto, die aber irgendwie gut schmeckt. Danach Siesta.

Um 16.45 Uhr ziehen wir wieder los, denn um 18.32 haben wir ein Boot gebucht. Tipp von Eva: Mit dem Elektroboot durch Empuriabrava schippern. Empuriabrava entstand in den 1960er Jahren, als vier Unternehmer – davon drei Besitzer der vorher landwirtschaftlich genutzten Flächen – die Idee hatten, am Reißbrett einen Ferienort zu Zimmern. Das besondere: Es gibt ein enges Netz an Kanälen, angeblich an die 5000 Anlegestellen direkt an den Häusern, die größte Marina der Welt. Das Konzept ging auf und ist bis heute ausgesprochen erfolgreich. Nachdem wir gesichtet haben, wo wir unser Boot abholen können, schauen wir uns erstmal zu Fuß um. Und holen sehr viele eisgekühlte Getränke und etwas Gebäck für die Fahrt.

Dann fahren wir los. Der Wind weht uns um die Nase und das ganze ist ein ziemlicher Spaß. Da wären zum einen die drei Boote in der Hand indischer Großfamilien, mit einer Mama mit Sonnenbrille und pinkem Sari am Steuer, die immer wieder unserem Weg kreuzen. Dann gibt es natürlich die Häuser zu bestaunen, traditionelle Steinhäuschen, aber auch sehr moderne Architektur – und natürlich sehr schicke, sehr teure Boote vor der Haustür. Louisa darf ans Steuer und zuckelt strahlend und durchaus souverän durch einen kleine See. Danach übernimmt Kilian … Und wir wünschen seinem künftigen Fahrlehrer jetzt schon Nerven aus Stahl. Seine Fahrtanteil war auf jeden Fall der spannenste, in jeder Hinsicht. Aber wir haben keine Yacht und auch kein anderes Boot gerammt („ich fahr doch schon rechts, was habt ihr denn, da ist doch noch viel Platz…“) und rechtzeitig vor dem Verleih übernimmt Gerald wieder und parkt ein.

Die Meinungen über den Ort gehen auseinander: Louisa ist verzaubert, was aber auch am Adrenalin liegen kann. Gerald befindet, alles viel zu künstlich. Kilian und Nicole finden den Ort ganz okay, Danach kaufen wir im Supermarkt ein, viel zu lange, um noch essen zu gehen. Also gibt es Convience-Food, asiatisch, auf der Terrasse. Aber irgendwie mag es diesmal nicht schmecken. Morgen haben wir in jedem Fall schon ein leckeres Restaurant gebucht.