Fünfzehneinhalb Stunden später

Samstag, 13. Juli 2024

Wir starten um 6 Uhr und rollen trotz aller ADAC-Warnungen gut durch. Erstmal. Picknick ist um 11 Uhr, nachdem die Rückbank aus dem Tiefschlaf erwacht ist und bevor wir gleich in Lyon in einen dicken Stau rollen werden. Doch danach rollt erstmal nicht mehr viel. Denn die Autos stapelten sich nicht auf der deutschen A5, sondern in Frankreich zwischen Lyon und Marseille. Alle wollen ans Mittelmeer – Franzosen, Belgier, Holländern und natürlich auch die Deutschen, wir mittendrin.

Nach zwei Stunden Stopp-and-go sollten weitere 45 Minuten Stau bevorstehen. Wir verlassen die Autobahn. Im Örtchen Chateauneuf-sur-isere hebt eine sagenhafte Bäckerei die Laune. Drei kleine Kaffee und Gebäck später wagen wir sogar einen Besuch auf der öffentlichen Toilette, die nicht so schlimm ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Wer braucht auch schon Klopapier, Wasser oder Seife? Gerald beschließt jedoch irgendwann, dass es genug mit der Gondelei über Landstraßen ist, also zurück zur Autobahn. Was sehr witzig ist, denn in den kleinen Örtchen sieht man sehr genau, wer auch Google maps-Ausweichstrecken folgt: Die Deutschen und Belgier mit Dachgepäck vor uns, die Holländer mit Wohnwagen hinter uns …

Nach 17 Uhr stehen wir endlich auf einem Parkplatz nahe Avignon und Südfrankreich empfängt uns mit einer liebevollen Umarmung: Samtige Wärme, lautstarke Zikaden, selbst die Autobahnkleinstparkplätze ein sauberer Pinientraum. Vier seufzen glücklich. Neben der Straße ein blühendes Lavendelfeld nach dem anderen, dann wieder Sonnenblumen. Immer Mal wieder drängelt sich die Polizei mit Blaulicht durch und eskortiert Lieferwagen.

Kurz vor 20 Uhr naht endlich die spanische Grenze, aber vorher gilt es noch, die letzte Bezahlstelle zu passieren. Wären wir inzwischen nicht etwas matt, wir könnten nur lachen: Ein Auto wird durchgeschoben, weil es direkt an der Schranke aufgegeben hat. In unserer Reihe wird kein Ticket gelöst, sondern erstmal lange über den Lautsprecher diskutiert. Der Wagen danach lässt direkt das Kleingeld fallen. Entschleunigung, Entschleunigung …

20.11 Uhr, wir rollen nach Spanien, inzwischen ist wirklich wenig los. Dafür wird auf großen Schildern vor Überfallen auf Autofahrer gewarnt. Ups. Es geht um den alten Trick, dass Autofahrer von Gaunern auf angebliche Pannen hingewiesen und dann ausgeraubt werden. Die Landschaft, die in Frankreich schließlich seht karst war, wird Richtung Olot wieder satt grün. Es gibt wieder Berge, schließlich sind wir im Vulkan-Nationalpark Garroxta. Um 21.20 rollen wir auf den Hof – eine großzügige Ferienwohnung im Bauernhaus von 1344, mit eigener Marienstatue. Nein, heute wollen wir keine Tapas im Ort mehr. Es gibt die gesammelten Vorräte – und damit war der Tag auch voll genug.