Mitten im Vulkan

Dienstag, 16. Juli 2024

Natürlich wollen wir im Vulkangebiet auch wandern. Aber Vermieterin Eva hatte mit Blick auf die hochsommerlichen Temperaturen gewarnt: „Early!“ Also früh am Tag. Blöd bloß, dass sich ausgerechnet in der vergangenen Nacht dann doch mindestens ein Moskito ins Haus verirrt und gleich mehrere Schlafzimmer auf Trab gehalten hat. Nichts ist also mit Frühstart, sondern eher müde Augen am Frühstückstisch. Doch Petrus rettet den Tag: Nur 28 Grad, bewölkt ….

Also machen wir das, was reiseerprobte, vernünftige Touristen machen: Wir beginnen im Juli um 13 Uhr mit unserer Wanderung. Klingt nach komplettem Wahnsinn, funktioniert aber erstaunlich gut. Auch wenn wir nach den knapp 10 Kilometern doch ziemlich verschwitzt und platt sind. Der Wanderparkplatz liegt nur etwa 12 Minuten Autofahrt entfernt, die Strecke selbst hatte die Reiseleitung auf Instagram bei „Couchflucht“ (was für ein schöner Name!) entdeckt.

Waldwegen führen uns zum Vulkan Croscat, mit seinem 160 Meter hohen Kegel der zweitgrößten Vulkan der iberischen Halbinsel. Auf dem Weg dort hin ist Louisa wieder die Schmetterlingsflüsterin und fängt zahllosen Schmetterlinge, nur um sie kurz darauf unbeschadet wieder freizulassen. Es gibt ein kleines Infozentrum (ohne Toilette), in dem wir uns ganz kurz unter die Klimaanlage stellen, und die etwas über die Ausbrüche des Croscat vor 11.500 Jahren lernen. Danach führt der Weg direkt ins Herz des Vulkans, was deshalb möglich ist, weil hier bis zur Errichtung des Nationalparks im Jahr 1982 noch vulkanisches Granulat in einem Steinbruch abgebaut wurde. (Danke Couchflucht, an dieser Stelle). Die verschiedenen Gesteinsschichten liegen ganz malerisch da und wir staunen eine Weile. Dann wird es doch etwas warm.

Der Wanderweg führt durch den Wald, sehr angenehm, und bringt uns schließlich zum legendären Buchenhain „La Fageda d’en Jorda‘. Verewigt in einem Gedicht, das hier alle Schulkinder lernen müssen. Vermutlich Standard-Ausflugsziel aller Wandertage in der Region. Was wird da auf allen Touristenseiten und Blogs von der magischen Atmosphäre geschwärmt …. Wir hatte im Vorbeifahren den Riesenparkplatz und die Pferdekutschen gesehen. Und was sollen wir sagen – ist halt ein Wald. Also durchaus ein schöner Wald, vor allem wenn er so menschenleer ist, wie als wir unterwegs sind. Die Lavagesteinsbrocken bringen das gewisse Etwas. Aber wenn man auch in Deutschland öfter mal wandert, muss man sagen: Ein nettes Wäldchen. Und mehr wirklich nicht. Wir picknicken ganz alleine zwischen den Bäumen und danach geht es zügig zum Auto – genug Wandern in der Mittagshitze.

Kleine Kaffeepause, Siesta, Luna knuddeln, Schafe füttern.

Gegen 19.30 Uhr ziehen wir nochmal los, das mittelalterliche Städtchen Santa Pau liegt nur 15 Minuten entfernt.(Decken wir einen Mantel des Schweigens über den hoch illegalen Weg, den uns Google Maps in den Altort gewiesen hat.) Die mittelalterlichen Bogengänge, der Marktplatz, alles ganz zauberhaft. Aber irgendwie seltsam ausgestorben. Die Burg im Zentrum hat wohl über Jahrhunderte einer adeligen Familie gehört. Doch jetzt gibt es da offensichtlich ein Problem: Wir sehen deutlich mehr knallgelbe Protestplakate als Einwohner, auf denen steht „Rettet die Burg“. Die Mauern sind überwuchert, die Fenster vernagelt.

Danach machen wir uns auf zu Evas Tipps, das Restaurant Can Xel am Wanderparkplatz vom Mittag. Aber leider bleibt dort schon um 20.30 Uhr die Küche kalt – was für Spanien eigentlich sehr untypisch ist. Vielleicht machen die Katalonien auch hier ihr eigenes Ding. Nachdem auf dem Rückweg keine einzige andere Einkehr offen hat, gibt es schließlich eine Pfanne mit Speck und Eiern. Von ganz glücklichen Hühnern, die gackern schließlich quasi unter unserem Fenster. Ab morgen wird es wieder heiß.