Mittwoch, 16. Oktober 2024
Ein langsamer Vormittag. Gegen 11.30 Uhr ziehen wir los, diesmal soll es nach Brixen gehen. Ein bisschen Sightseeing, lecker Essen, bloß nicht zu viel laufen. Soviel sei schon verraten: Die Sache entgleist unterwegs …
Brixen zählt 22.000 Einwohner und ist angenehm trubelig, aber nicht touristisch überlaufen. Wir stellen den Mazda im Parkhaus ab und sind schnell in der Innenstadt. Kleine Läden, Laubengängen, allerliebst. Erster Stopp ist, natürlich, der Dom. Ein erstes Gebäude wurde von 1174 gebaut, aber so überladen barock wurde das Gotteshaus erst zwischen 1745 und 1754. Es hat inzwischen den Status einer Kathedrale und ist der heiligen Maria und dem heiligen Kassius (siehe Berg von gestern) gewidmet. Viel zu sehen, wenn auch erstaunlicherweise keine Reliquien. Und noch mehr zu sehen gibt es im Kreuzgang – 15 der 20 Arkaden sind mit spätgotischen Fresken verziert. Viel Bibelstelle und mittendrin ein Elefant. Dabei bezieht man sich – Achtung – auf eine Geschichte aus dem Makkabäer Aufstand, 164 v.Chr, als man dachte, einen König auf einem Elefanten zu sehen und deshalb das Tier anzugreifen. Und der Elefant selbst ist ein bisschen Pferd, ein bisschen Schaf, dazu ein Rüssel …
Angrenzend gibt es noch weitere Kirchen. Danach brauchen wir dringend eine Stärkung. Die geplante Einkehr, ein umgebauter ehemaliger Schlachthof der nun ein cooles Restaurant gleichen Namens beherbergt, ist knallvoll. Die Bedienung erwärmt unser Herz nicht. Also suchen wir weiter und stoßen auf einen kleinen Pizza-Imbiss, der von Italienern überrannt wird. Selbstbedienung, Sitzplätze im ersten Stock. Man wählt Pizzen aus, das Stück wird mit einer Schere abgeschnitten und gewogen. Allesamt lecker. Wir zahlen zwar 33 Euro, aber wenn man die 16 Euro Getränke abzieht – günstiges Mittagessen im Zentrum.
Wir bummeln an der Eisack und der Rienz entlang, durch den alten Stadtteil Stufels. Wieder zurück in die Altstadt, Kilian schmerzen schon die Füße. Wollten wir heute nicht quasi nichts laufen? Da fällt der Reiseleitung auf, dass man vor dem Diözesanmuseum in der ehemaligen Hofburg steht – und die Reisegruppe dank der Gästekarte doch freien Eintritt hat. Zugegeben, was folgte war eine ziemliche Überdosis an Krippen und Heiligen. Dabei ist das Krippenmuseum durchaus spannend: Die Bibelstellen, die ab 1700 abgebildet wurden, wirken wie frühes Playmobil und sind ganz schön blutig. Dazu kommen Krippen aus Wachs, aus Ton, Diorahmen … Und das war nur ein Stockwerk. Im nächsten folgen viele Säle mit vielen Heiligen (dabei ist Maria die Quotenfrau), gefolgt von einem weiteren Stockwerk mit hochmoderner Kunst und Sälen mit einer Mischung aus beidem. Plus Interieur der ehemaligen Hofburg, mit ausgesprochen geschmackvollen Stühlen, deren Beine goldene Löwen oder Adler zieren … Brrrr.
Als Belohnung ist eine Einkehr in einem Café geplant. Aber erst müssen wir noch zur Bank und alles zieht sich. Schließlich gibt es Kaffee, ohne Kuchen, in der Wunderbar, in der das gesamte Personal aus Menschen mit Down-Syndrom besteht, außer einer Frau an der Bar. Guter Kaffee, sehr angenehme Atmosphäre. Auf dem Weg zum Parkhaus gibt es noch einen ausgedehnten dm-Stopp für das Küken und einen kurzen Stopp in einem Bioladen für Salat zum Abendessen.
Am Ende haben wir 11 Kilometer zurückgelegt (wenn auch quasi keine Höhenmeter) und mindestens 1001 Heilige gesehen. Ups. Auf dem Heimweg nieselt es und unser Tal liegt in den Wolken.