Freitag, 18. Oktober 2024
Das Regenband hängt beharrlich fest. Es nieselt, es tröpfelt, es schüttet. Wenn wir aus dem großen Fenster schauen, sehen wir phasenweise nur weiß – mitten in den Wolken. Der Vormittag ist Abhängen auf hohem Niveau. Einzelne Teenager würden die Bude am liebsten gar nicht verlassen und nur ab und zu ein paar Kühe knuddeln. Aber die Reiseleitung, gleichzeitig Küchenchefin, verkündete fröhlich, dass das Mittagessen – anders als jedes Abendessen – definitiv nicht von ihr gekocht werden wird …
Also zuckeln wir im Regen bergab, zur Einkehr in einem Törggelenlokal, was anderswo Buschenschank heißen würde. Es geht aus sehr pragmatischen Gründen (liegt an der Straße gen Brixen, hinter Feldthurns) in den Peintnerhof. Ein gemütlicher Gastraum im Untergeschoss eines Bauernhauses, die Wirtin verwechselt erst sehr konsequent die Bestellungen und muss nachhaken. Doch dann sind wir sehr angenehm überrascht: Speckknödelsuppe, Kasknödel und Kraut und Erdäpfelblattler mit Kraut sind ausgesprochen lecker, der Nachtisch in Form von süßen Krapfen mit Marmelade auch. Kostenpunkt wie üblich unter 60 Euro. Definitiv einer unserer günstigsten Urlaube und dabei darben wir wahrhaftig nicht.
Vor dem Großeinkauf in einem italienischen Supermarkt haben die Eltern noch ein kleines Kulturprogramm gesetzt: Es gab die Wahl zwischen der Franzensfeste und dem Kloster Neustift. Gerald und Nicole können sich nur noch sehr vage erinnern, einmal dort gewesen zu sein … Also Kloster. Der Eintritt ist für uns dank der Gästekarte wieder frei. Angesichts der Wetterlage verzichten wir dankend auf den Kostenpflichtigen Klostergarten – wenig später schüttet es aus Kübeln. Das Kloster selbst ist wirklich sehenswert. Ein stimmungsvoller Friedhof, knallbunt bepflanzt („so liegt man da schöner“ sinniert ein Mitglied einer Reisegruppe), der Nachwuchs interessiert sich wie üblich sehr für die Lebenszeiten der Bewohner.
Die Klosterkirche ist wieder überbordendes Spätbarock, gnadenlos überladen – wir bekommen langsam Sehnsucht nach unserem schlichten Speyerer Dom. Der Kreuzgang ist wunderschön, viele Fresken, interessante Details. Das zugehörigen Museum ist … Groß! Durchaus interessante Details, wie der Bote, der nach dem Tod eines Klosterbruders stets an die vier Monate unterwegs war zu allen anderen Augustinerklöstern, um von dem Tod zu unterrichten. Die anderen Mönche mussten dann auf der Rolle unterzeichnen und weiter ging’s. Natürlich wieder viele Heilige und Alterbilder. Und was hatte eigentlich die arme heilige Barbara verbrochen, dass man ihr die Brüste abgeschnitten, sie nackt durch die Stadt geschleift, in Brand gesetzt und dann geköpft hatte …? (Die Katholische Kirche bietet also wie immer große Momente) Und man das dann auch noch als großes Tafelbild gestaltet hat?
Faszinierend die Alterbilder aus Stroh, die schon Jahrhunderte überdauern. Stimmungsvolle Bibliothek, etwas moderne Kunst usw – der Nachmittag ist gut gefüllt. Aber Heilige und Barock haben wir wirklich für die nächsten drei Urlaube genug gesehen. Im strömenden Regen fahren wir zu einem Eurospin. Einkaufen fürs Abendessen und für die nächsten Tage daheim.
Als wir gegen 17.30 Uhr wieder zum Örtlhof fahren sehen wir sogar etwas blauen Himmel. Packen, kochen, spülen … Auf Südtirol 1 wird darüber gesprochen, dass der Goldene Oktober in Südtirol bisher ausgefallen ist, es ab Sonntag aber besser werden soll.