Zur Kirche der Toten

Montag, 14. Oktober 2024

Die Nachtruhe in einem Zimmer ist etwas gestört: Gegen 2.30 Uhr hat Louisa heftiges Nasenbluten (die überhitzten Zimmer im Massivhaus sind daran vermutlich nicht unbeteiligt). Das Bett bekommt zum Glück wenig ab, dafür sieht sie aus wie aus dem Horrorfilm. Blutung stillen, Gesicht und Haare reinigen dauert und so fehlt dann doch ziemlich viel Schlaf.

Zum Frühstück gibt es Eier von den hofeigenen glücklichen Hühnern und frisches Gebäck. Diesmal fahren wir schon kurz nach 10 Uhr los, denn bis zur Villanderer Alm fahren wir fast eine Stunde. Dort ist vermutlich manchmal mehr los: Große Banner kündigen mehrfach den „letzten kostenlosen Parkplatz“ an, was wir sehr fair finden. Dann kommen die Banner für den kostenpflichtigen Parkplatz an der Gasserhütte: Satte 8 Euro pro Tag. Witzigerweise gibt es einen kleinen privaten Parkplatz der Almhütte für 5 Euro gleich daneben … Was man aber wohl meist erst entdeckt, wenn man schon teuer eingeparkt hat.

Ohne analogen Wanderführer tun wir uns etwas schwer, die daheim ausgewählte Route wirkt zu kurz – es dauert eine Weile, bis wir uns orientiert haben. Die Entscheidung fällt für das Totenkirchel, also einmal quer über die Hochalm, Einkehr knapp unterhalb in der Pfroder Alm inklusive. Der Weg ist mal ein Pfad, Mal auf einer Kiesstraße und das einzige, was anstrengt, ist, dass es stetig bergauf geht. Am Ende werden wir knapp 13 Kilometer und etwas 520 Höhenmeter auf und dann wieder ab zurückgelegt haben.

Erst ist es bedeckt, aber dann wird es sonniger. Immerhin wandern wir diesmal nicht durch Wolken, das Panorama der Dolomiten ist sagenhaft. Stellenweise queren wir eine Art Moor, dann kommen wir wieder an Weiden vorbei. Die Kühe sind aber schon weiter unten – es hatte zu viel geregnet, hat die Bauerin vom Örtlhof erzählt, deren eigene Kühe und Kälbchen deshalb auch schon wieder im Stall sind.

Leicht angefröstelt und etwas ermattet kommen wir an der Pfronter Hütte an und bekommen sogar drinnen eine Sitzplatz. Kaiserschmarrn, Speckknödel und Gulasch, Käsenocken, Gerstsuppe – alles gut. Diesmal Kostenstand samt Getränken bei 62 Euro, am Tag zuvor waren es 52 Euro, da hatten wir aber auch eine Speise weniger. (Und die Bedienung war dafür deutlich freundlicher).

Aufgewärmt fällt der Aufstieg zum Totenkirchel leicht. In der Literatur wird die Kreuzgruppe gelobt. Wir staunen eher über die nach Jahreszahl geordneten Totenbildchen, die sich an den Wänden sammeln – und das sehr beeindruckende Regelwerk, was das Anbringen eines neuen Totenbildchens angeht. Vom Kirchel aus geht der Blick ins benachbarte Sarntal. Aber wir machen uns auf zum Totensee. Woher der Namen kommt, ist nicht wirklich klar (Menschen auf der Flucht vor der Pest oder doch einfach nur ertragloses Land?), aber es ist ein wirklich schöner Weg und der Totensee liegt wunderbar. Inzwischen scheint auch die Sonne.

Gemütlich geht es, stetig bergab, zurück. Unterwegs kringelt sich eine Schlange auf dem Weg, die wir fasziniert beobachten. Später lernen wir: Vermutlich eine Kreuzotter. Wir legen noch einen Kaffestopp in der Sonne in der Mair in Plun Hütte ein und teilen uns eine Kastanienrolle. Wenig Kastanie, viel Rolle, aber die Sicht entschädigt für alles.

Ziemlich müde sind wir gegen 17.45 Uhr zurück. Louisa stürmt direkt in den Stall, um beim Füttern ihrer geliebten vier Kälbchen dabei zu sein. Abendessen, wie vor dem Urlaub vom Nachwuchs gewünscht, wieder Zuhause. Ist auch wirklich sehr gemütlich hier und Tortellini etc benötigen keine große Kochkunst. Eigentlich wäre es Zeit, für einen Tag Wanderpause. Aber da spricht leider der Wetterbericht dagegen.