Ein Tag unter Wasser

Sonntag, 5. Januar 2025

Fast haben wir schon ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Team im APF Café, weil wir mit 10 Uhr doch ziemlich früh reserviert haben – und sind deshalb tatsächlich zwei Minuten nach 10 Uhr vor Ort. Der Inhaber begrüßt uns lachend und schüttelt Hände: „Ich habe gewusst, dass die Deutschen pünktlich sind, schön, dass ihr da seid.“ Das Aufstehen hat sich gelohnt, das Frühstück ist von den pochierten Eiern über den Morning Burrito bis zu den Rühreiern superlecker. Fast wollen wir schon zahlen, als der Regen wieder prasselt – also gibt es noch einen Runde Cappuccinos.

Gegen 12 Uhr holt uns ein Uber an der Wohnung ab, denn wir wollen ans andere Ende der Stadt. Das würde mit öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens eine Stunde dauern und das Wetter ist mau. Ein schweigsamer Indischstämmiger bringt uns auf das ehemalige Expo-Gelände, für 10 Euro. Wir geben wie üblich Trinkgeld in bar, in der Hoffnung, so seinen Stundenlohn etwas aufzupeppen. Das Oceanario, wie das Aquarium hier heißt, gilt als das größte in Europa, entsprechend hoch waren unsere Erwartungen, schließlich kostet der Eintritt für uns vier satte 100 Euro.

An diesem regnerischen Sonntag ist natürlich viel los und wir sind erst etwas enttäuscht: Zwei Stockwerke umkreisen ein riesiges Becken, in dem unter anderem Haie und Rochen ihre Bahnen ziehen. Und es ist schwierig, dass sich zumindest drei vor allem an das grandiose Aquarium in Singapur erinnern. Natürlich bleiben wir dann doch an die dreieinhalb Stunden, es gibt ja viel zu entdecken. Zum Beispiel die beiden unglaublich süßen Otter, die auf dem Rücken chillen und Shrimps knabbern. Oder die Papageientaucher, die mit der Federpflege beschäftigt sind. Wir suchen den sehr großen Mondfisch und versuchen, in den kleinen Becken am Rande der dunklen Flure, Blicke auf den Fetzenfisch (in etwa ein Seepferdchen mit viel Blätterdeko), die Medusen oder die Muräne zu erhaschen. Dazu gibt es noch „one“ einen Film mit Meeresimpressionen, und eine Aquarienausstellung zu Unterwassergärten, von einem japanischen Künstler, mit viel meditativer Musik. Also doch alles bestens, außer … das Café, in dem wir das schlechteste Essen seit langem auf dem Teller haben. Brrrrr. Entsprechend geht es auf dem Weg zur Metro kurz beim McDonalds vorbei, um Teenager vor dem Hungertod zu retten.

An der architektonisch sehr schönen Metrostation gäbe es eine Mega-Shoppingmall, die wir aber weitläufig umrunden. In der Metro selbst verwirrt Nicole einen Mann am Schalter komplett, als sie sich nach den Hundertwasserkacheln erkundigt – nach was, von wem? Nun, wir finden dann immerhin andere Kachelkunst.

Der Vorteil von acht Nächten in einer Stadt ist, dass wir zumindest unser Viertel jetzt schon sehr gut kennen. Und so geht es noch einmal zu Nat’elier mit seinen leckeren Vanilletörtchen – nebenbei mit Ladestation fürs Handy und guten Toiletten. Danach laufen wir zu Fuß auf die Plattform des Elevador Santa Justa (Tipp kam von Instagram) und genießen den Blick auf die nächtliche Stadt. Kilian hat inzwischen eine Liste mit Orten angelegt, die er in Lissabon noch sehen will … Also gehen wir zum Praca de Commercio, dem großen Platz, an dem sich heute die Lichter und der Weihnachtsbaum schön den Pfützen spiegeln. Danach geht es auf Wunsch der beiden Teenager zum Abendessen in den Time Out Food Market – und wir laufen nach Hause, weil das ist ja nicht weit, wie der fast 17-Jährige sagt. Da hat er Recht, auch wenn das Kopfsteinpflaster auf den steilen Straßen nach dem Regen ganz schön rutschig ist.

Das einzige, was man dieser Stadt übrigens negativ ankreiden kann, ist, dass es immer wieder Hundehaufen auf der Straße gibt – und es Bewohner dieses Hauses gibt, die erst durch getappt und dann durchs Treppenhaus gelaufen sind. Wir tippeln jetzt immer auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und versuchen nicht zu laut zu fluchen …