Jesus hat heute frei

Samstag, 4. Januar 2025

Der erste Anlauf zum Frühstücken gehen scheitert, weil dann doch nur ein zugiges Plätzchen frei gewesen wäre. Als wir dann dafür für Sonntag reservieren, stutzt der Wirt kurz: Zugig? 10 Uhr? „Ihr seid Deutsche, oder?“. Äh, ja genau. Also geht es nochmal in das Copenhagen Coffee Lab für ein spätes Frühstück gegen 11.30 Uhr, was praktisch ist. Denn heute geht es mit dem Zug ans Meer und der fährt ab dem Bahnhof Cais do Sodre.

Etwa 2 Euro kostete die Fahrt nach Cascais, einem Örtchen an der Atlantikküste. Wir setzen uns wie empfohlen links und genießen die Sicht auf die Küstenlinie … Sofern sie da ist. Ansonsten sehen wir die Rückseite der Wohnbebauung. Knapp 40 Minuten dauert die Fahrt und wir sind am Meer. Cascais hat einerseits schöne alte Straßen, das hat sich andererseits aber auch herumgesprochen. Wir wollen nicht wissen, wie es hier in der Hauptsaison aussieht. Kilian merkt an, dass es sich so gar nicht nach Winter anfühlt – und hat damit absolut recht. Ein lauer Wind zieht durch die Palmen und es hat 17 Grad. Was die Portugiesen aber nicht davon abhält, weiter Weihnachtsmarkt zu zelebrieren, samt Riesenrad, Karussell und Verkaufsbuden mit Glühwein.

Wir spazieren am Ufer entlang, am alten Kastell vorbei, sichten teure Yachten und Restaurants für diejenige, die im Hafen ankern. Unser Weg führt an einem Park vorbei, wir wagen einen Blick in die prachtvolle Villa, in der das Museum Condes de Castro Guimaraes untergebracht ist. Eine Museumangestellte winkt uns zu: Der Eintritt ist derzeit frei, wegen der Weihnachtsfeiertage. Also lernen wir das Leben der portugiesischen Oberschicht kennen und können sagen: Ganz schön feudal. 71-teiliges Essservice, gekachelte Öfen, im Musikzimmer eine kleine Orgel … Im Park genießen wir die Sonne und schnuppern den Duft der Eukalyptusbäume, während im Hintergrund in einem abgegrenzten Bereich bei der Kinderbetreuung Eiskönigin Elsa schmettert („ich lass looooooos“)

Am Leuchtturm gäbe es ein Museum, aber wir konzentrieren uns auf das Café und das Meer. Wobei wir das Rauschen nur phasenweise hören, denn ein DJ im Café gibt alles, warum auch immer. Erstaunlicherweise lassen uns Möwen und Spatzen in Ruhe und so in der Sonne unter den Palmen ist der deutsche Winter ganz weit weg.

Dann machen wir uns auf den Weg, durch Cascais hindurch und auf der Uferpromenade nach Estoril. Es ist schönste Abendstimmung, der Wind peitscht die Wellen auf und es ist ein großer Spaß zu versuchen, das ideale Foto zu machen, ohne nass zu werden. Um 17.48 Uhr geht unser Zug zurück nach Lissabon.

Dort werfen wir erst einen Blick in den Food Market, sitzen dann ganz kurz im Honest Greens (zugig, keine Bedienung), bevor es auf besonderen Wunsch von Louisa und Kilian noch einmal in das Restaurant vom ersten Abend, das A Obra geht. Als Dank für den zweiten Besuch innerhalb von wenigen Tagen bekommen Nicole und Gerald dann sogar einen kleinen Portwein spendiert. Einer fehlt diesmal jedoch: Die Bedienung, die aussah wie Jesus. Aber der muss ja auch mal frei haben.