Freitag, 3. Januar 2025
Heute finden wir ein Plätzchen im Café an der Ecke, das laut Eigenwerbung im Fenster seit 1960 betrieben wird. Derzeit von älteren Damen, die ausschließlich portugiesisch sprechen und entsprechend ist auch der Cappuccino ein Heißgetränk mit dicker Sahnehaube. Vermutlich schon seit 60 Jahren. Die Croissants sind okay, das Toast ziemlich trocken. Eine nette Erfahrung, aber morgen bleiben unsere Plätze wieder für die Senioren unseres Viertels frei.
Kurzer Abstecher nach Hause, dann steuern wir den Bahnhof an: Wir müssen unsere Karten aufladen, was ja nur an der Metrostation geht. Allerdings machen wir einen kleinen Abstecher über den Time Out Food Market, beziehungsweise den echten Markt in der Markthalle nebenan. Danach testen wir für eine Station die Metro und suchen wieder eine dieser kleinen Bahnen, die als Verbindung zwischen den Stadtteilen gilt. Beim Ascensor do Lavra ist eine große Baustelle drumrum, dafür müssen wir auch überhaupt nicht anstehen, sondern können gleich mitfahren.
Danach wollen wir eigentlich zum Castel auf dem Hügel – doch dann kommt ein asiatischer Foodmarkt dazwischen. Stände mit japanischen, koreanischen, chinesischem etc Speisen, zwei Stockwerke, dazu ein Supermarkt. Daran kommt diese Familie nicht vorbei. Alles außer dem Zitronenhuhn, das einfach arg brav europäisch schmeckt, ist großartig und wir sind für den Aufstieg gerüstet.
Witzigerweise gibt es neben der ersten Treppe sogar eine Rolltreppe. Doch danach dürfen wir Höhenmeter machen, bis wir am Ticketverkauf zum Castel Schlange stehen. Allerdings nur relativ kurz, dann geht es auf das weitläufige Gelände. Kostenpunkt insgesamt 45 Euro, sagenhafte Sicht. Das Castelo de Sao Jorge gibt es schon seit maurischer Zeit, dann gab es diverse Eroberungen und das große Erdbeben, bis Diktator Salazar im 20. Jahrhundertwieder echt mittelalterliche Mauern hochziehen ließ. Als deutsche Touristen staunen wir darüber, dass so niedrige Mäuerchen auf gewisser Höhe noch erlaubt sind und freuen uns darüber (beim Altstadtfest in Speyer wird schließlich schon eine Brücke verkleinert, damit bloß niemand im Suff zu nahe an die für zu niedrig befundene Mauer kommt). Zahllose Pfaue wohnen auf dem Gelände, wobei es besonders fasziniert ist, dass sich mindestens zehn von ihnen in der Baumkrone eines Nadelbaums aufhalten.
Noch ein Blick in die Kirche und wir steuern einen der Aussichtspunkte Lissabons an, den Miradouro da Santa Lucia. Und da ist sie wieder, die Touristenhölle, samt zahlloser Straßenhändler. Eine Sängerin versucht sich an einer sehr langsamen Fado-Version von Coldplays „fix ist“, Reisegruppen mit Führerinnen stehen im Weg rum, Kreuzfahrtschiffe legen in der Ferne ab. Was aber nichts daran ändert, dass die Aussicht wunderschön ist. Wirklich witzig sind hier immer wieder die kleinen dicken Straßenbahnen, die mit Karacho um die Ecke donnern, ob da nun ein Tourist auf den Gleisen steht oder nicht.
Und es geht die Straße hinunter zur Kathedrale, die wir irgendwie ungeplant dann für 20 Euro besichtigen. Die Teenager ertragen geduldig die Gewänder der ehemaligen Patriarchen, das zugehörige Prachtzimmer samt Thron und Straußenfederwedeln (!) ist sehenswert – und natürlich wird es zum Sport, dort Fotos zu machen, obwohl es verboten ist. Was das Eintritt endgültig lohnt, ist die Sicht vom „Aussichtsbalkon“ direkt unterhalb der großen Rosette über den Eingang zur Kathedrale. In der Kirche selbst fällt auf, dass auf den Grabmalen die Damen stets ein Buch lesend abgebildet sind und es sehr viele treue Hunde gibt, die steinern neben ihrem Herrchen oder Frauchen sitzen.
Danach trennen sich kurz die Wege: Kilian und Gerald zuckeln mit der Straßenbahn für ein Päuschen nach Hause, Nicole und Louisa legen noch einen Gang zu und gehen shoppen. Zwischen den diversen Masken und Lipgloss und Glows für die Tochter gibt es natürlich noch Fotostopps am Elevador, dem Aufzug des Eiffel-Schülers. An diverser Weihnachtsdeko, es gibt einen Blick in das historische Café Brasileiro und zufällig führt der Weg auch noch an einem Bähnchen vorbei. Herrlich.
Treffpunkt ist dann wieder gegen 20 Uhr in der Pizzeria neben dem Ramen-Lokal vom Vorabend. Lustigerweise ist Lissabon zwar eine Metropole, aber wir gehen konsequent innerhalb weniger Straßenzüge essen, die auch außerhalb der Touristenzone liegen. Wir teilen uns drei Pizzen und laufen dann nach Hause, wieder alle wohlig müde.