Die Insel des verlorenen Gewächshauses

Freitag, 17. Oktober

In direkter Nachbarschaft zu unserer Ferienwohnung befindet sich die Falknerei von Locarno, das Lob im Reiseführer ist groß. Also gibt es erst den Brötchenservice, danach machen wir uns um 10.30 Uhr auf den Weg. Billig ist das Vergnügen nicht, allerdings ist es auch ein kleines privates Unternehmen, besteht seit 2007 und bekommt keine staatliche Unterstützung. Die Volieren für die Falken, Adler, Eulen und anderen Greifvögel kommen uns erst eher klein vor … Allerdings bekommen alle Vögel mindestens zu den zwei Shows pro Tag richtig viel Ausflug.

600 Sitzplätze gäbe es, davon sind heute zirka 100 besetzt. Wir haben uns in der letzten Reihe niedergelassen, eine zufällige, aber sehr gute Wahl. Denn eine knappe Stunde lang fliegen uns alle Stars der Falknerei sehr knapp über den Kopf oder sind samt Falkner ganz nah. Zu unseren Lieblingen, die wir bisher noch nicht in einer Falknerei gesehen hatten, gehören der Gaukler mit seiner roten Federpracht, der Sekretär, der gerne auch einfach mal mit seinen langen Beinen läuft und der Hornrabe. Faszinierend: Die majestätischen Vögel fliegen danach zur ihrer Klappe zu ihrer Voliere, wie daheim der Wellensittich in seinen Käfig. Danach bummeln wir noch eine Runde durch das Gelände, dann geht es für ein Kaffeepäuschen zurück.

Erst wollten wir um 13.30 das Boot zu den Brisago-Inseln nehmen, aber das wäre arg knapp geworden. Also schmökert die Reiseleitung nochmal den Fahrplan – und die Eltern beschließen, dass man doch mal kurz nach Ascona laufen und dort um 15 Uhr das Boot nehmen kann. Sonst setzt der Nachwuchs ja auf dem Sofa noch Moos an.

Zügig geht es auf das Schiff, das uns in 15 Minuten auf die Insel samt botanischen Garten gibt. In der Zwischenzeit ist das Küken dem Hungertod nahe, also kurze Einkehr im inseleigenen Restaurant. Nur mit Snacks, aber da wir eine nicht bestellte – aber als kostenlos eingestufte – Flasche Wasser zahlen müssen, nicht ganz ein Schnäppchen. Der botanische Garten ist wunderschön, allerdings fehlen ein paar Grad zum absoluten Wohlfühlgefühl. Und zwei Stunden reichen bei leichtem Frösteln dann auch aus. Aber wo ist dieses große historische Gewächshaus, das gerade saniert wird? Die Reiseleitung sucht und rätselt …

…. Und auf der einstündigen Bootsfahrt zurück nach Locarno stellt sich unter großem Gelächter der Familie heraus, dass sich das Gewächshaus auf einer anderen Insel befindet. Also nicht auf der Insel Brisago, sondern auf den Borromäischen Inseln. Die befinden sich auch im Lago Maggiore, aber deutlich südlicher. In Locarno wählen wir eine Pizzeria, die von drei älteren Herren und einer älteren Dame betrieben wird. Dort gibt es Nudeln und Pizza mit Steinpilzen, aber auch eine kleine Portion Spaghetti und eine Minestrone. Was uns mit der überteuerten Wasserflasche wieder komplett versöhnt.