Raindrops are falling on our heads

Sonntag, 26. Mai 2024

Der Regen über Nacht war ergiebig und hört auch am Sonntag nur selten auf. Dabei war 2024 sowieso schon ein feuchtes Jahr für England, zwischen Weihnachten und Ostern gab es nur 11 regenfreie Tage, wie uns einer der Bauarbeiter berichtete. Deshalb haben wir ihm den Sonnenplatz ja auch so gegönnt. Um 10 Uhr sind wir planmäßig aus der Ferienwohnung Lower Boatyard, auch wenn wir sie wirklich überhaupt nicht verlassen wollen.

Der Plan für den Tag lautet eigentlich: Auf dem Weg ins etwa 5 Stunden entfernte Twickenham/Richmond noch einen Stopp im Dartmoor einlegen und wandern. Kilian und Louisa waren vom Bodmin Moor sehr begeistert und hätten davon gerne mehr, die Reiseleitung hätte auch direkt mehrere Optionen parat. Allein: Es prasselt und prasselt auf das Autodach. Wandern im strömenden Regen? Das wollen wir dann doch nicht. Dafür bittet der Fahrer um etwas Koffein – und muss auf Wunsch der Reiseleitung erstmal die Tankstelle umfahren und stattdessen einen Gartencenter ansteuern. Denn: Im Vorbeifahren hat die Reiseleitung dort das Schild „Café geöffnet“ an diesem nassen Sonntag entdeckt und sich erinnert, dass es diese Cafés in Gartencenter auch schon in Australien gab, aber noch nie ausprobiert wurden. Tatsächlich: Lecker Kuchen und Mittagstisch, gut besucht, deutlich angenehmer als Tankstellenfutter. Kilian weist schmunzelnd darauf hin, dass es sich passend zum Ambiente um einen echten Blümchenkaffee handelt. Danach sichten wir noch die vielen Plastikeimer, die Tropfen vom Dach auffallen und huschen zwischen zwei Schauern wieder ins Auto.

Einige Stunden später, die Wetterlage hat sich nur unwesentlich verändert, der nächste Kaffeestopp. Diesmal hat die Reiseleitung das Café im Haynes Motor Museum ausgewählt. John Haynes hatte sich unter anderem mit Handbüchern zum Umbau von Fahrzeugen einen Namen gemacht und es gibt es ehr großes Museum mit vielen schnittigen Autos. Auch hier wieder: Schönes Ambiente, diesmal echter Kaffee. Kilian schaut sehnsüchtig Richtung Museum, aber 26 Euro pro Person wären für einen kurzen Stopp doch etwas teuer. Wir verweilen noch etwas, es gibt drinnen und draußen auch so ein paar Fahrzeuge zu bewundern.

Endlich sind wir kurz vor dem Ziel, als die großen Buchstaben ULEZ neben der Straße für etwas Adrenalin sorgen. Irgendwie klingt die Abkürzung ungut. Kurz darauf wissen wir, dass das Bauchgefühl nicht getrogen hat. Denn in der Umweltzone (UItra Low Emission Zone) darf man nur angemeldet fahren, je nach Fahrzeug kostet das einen gewissen Betrag, etwaige Strafzahlungen wären astronomisch. Wir werden davon überfallen, denn vor zwei Jahren galt das nur für die Innenstadt – und dass es eine solche Zone seit Ende 2023 nun auch für Greater London gibt, hatten wir schlicht verpasst. Also schnell abfahren, rechts ran, schleunigst einlesen und anmelden. Es gilt bei verschiedensten Accounts Passwörter zu kreieren, Fahrzeugdaten und Kreditkartendetails zu hinterlegen etc. Laut ADAC sollte man sich besser zehn Tage vor der Abreise schon anmelden – nun ja, bei uns sind es immerhin 10 Minuten. Und es kommt tatsächlich kurz nachdem wir bei der Unterkunft eingebogen sind, schon eine Bestätigungsmail mit Pdf und allem Drum und Dran.

Nachdem wir 2022 zu viert in einem Hotelzimmer gehaust hatten, musste es diesmal eine andere Lösung geben. Denn 16-Jährige werden in Hotels anders gewertet und ein paar Quadratmeter mehr sind auch nicht verkehrt. Die Reiseleitung hatte sich die Nächte in diversen Unterkunftsportalen um die Ohren geschlagen und schließlich einen kleine Wohnung gefunden, direkt gegenüber von Richmond. Nun. Das Gebäude ist prachtvoll, unsere kleine Wohnung ist im Keller. Nach dem Luxusanwesen in Cornwall gibt es erstmal keine Jubelschreie – aber es ist sauber, geräumig, und das extra Bett auf dem Wohnzimmerboden wird schon für sechs Nächte taugen.

Das Wohnviertel ist nobel, davon zeugen die Fahrzeuge die vor den Häusern geparkt sind. Der Ducks Walk führt allerliebst oberhalb der Themse entlang, schnell sind wir in Richmond und kehren beim Spanier ein, bei dem wir vor zwei Jahren schon einmal waren. Viele kleine Speisen, sehr sehr lecker (keine Pommes!), ein schöner Start für die zweite Woche.